TRADESIGNAL HOW TO 11.

ADJUSTIERTE TERMIN-KONTRAKTE.

ROLLOVER-GAPS ANPASSEN UND DAMIT FEHLENTSCHEIDUNGEN VERMEIDEN.

Ein wesentliches Merkmal des Terminmarktes ist die Notwendigkeit, einen auslaufenden Kontrakt in den nächstfolgenden zu rollen. Gerade bei der Darstellung von Indikatoren und beim Backtest spielt der richtige Umgang mit den dort auftretenden Kurslücken (Gaps) eine wichtige Rolle. In der vorliegenden Ausgabe erfahren Sie, welche Rolle Rollover-Gaps bei der Analyse und beim Backtest spielen und wie Sie mit Tradesignal in 5 Schritten einen adjustierten Endloskontrakt erstellen.

INHALT.

  • Rollover sorgen für Gaps im Chart.
  • Fehlentscheidungen aufgrund verzerrter Chartsituation.
  • Adjustierte Terminkontrakte schaffen Abhilfe.
  • In 5 Schritten zum adjustierten Chart.
  • Richtig adjustieren mit Tradesignal.
  • Vor- und Nachteile verschiedener Methoden.

 

HINWEIS:
In allen Beispielen werden Daten und Wertpapierkürzel von Thomson Reuters Eikon verwendet.

 

 

ROLLOVER SORGEN FÜR GAPS IM CHART.

JE DYNAMISCHER DIE TERMINKURVE, DESTO GRÖSSER DIE GAPS.

Egal ob DAX, Bund Future, Öl oder Gas – jeder Terminkontrakt hat bekanntlich eine standardisierte und feste Laufzeit. Bei der Analyse und dem Handel der zugrunde liegenden Charts ergibt sich dadurch das Problem, dass die Kurshistorie jeweils am Verfallstag endet. Um einen langfristigen Chart darzustellen, muss also der alte Kontrakt jeweils mit dem neuen verknüpft werden. Beim einfachen Rollen der Kontrakte entstehen allerdings Kurslücken (Gaps). Diese können an den Rohstoffmärkten aufgrund der dynamischen Terminkurve besonders hoch ausfallen, wie Abb. 01 demonstriert.

 

ABB. 01: KURSLÜCKEN BEIM KONTRAKTWECHSEL.

 

 

FEHLENTSCHEIDUNGEN AUFGRUND VERZERRTER CHARTSITUATION.

WARUM EIN EINFACHES VERKETTEN DER KONTRAKTE NICHT GENÜGT.

Weshalb die richtige Adjustierung der Gaps von entscheidender Bedeutung ist, möchten wir nun zeigen. Das einfache Verketten der einzelnen Kontrakte sorgt nämlich für eine Verzerrung der zugrundeliegenden Preisinformation. Dies gilt insbesondere für Märkte, die eine stark steigende (Contango) oder stark fallende Terminkurve (Backwardation) aufweisen. Eine auf dieser Chartdarstellung basierende technische Analyse führt zwangsläufig zu Fehlentscheidungen.
Die nachfolgende Abbildung zeigt oben den normalen, unadjustierten Chart des Terminkontrakts inklusive Rollover Gaps. Ausgewählte Gaps wurden mit vertikalen Markierungen hervorgehoben. Unten dargestellt ist der adjustierte Chart, der um Gaps bereinigt wurde und somit den wahren Preischarakter repräsentiert.

ABB. 02: UNADJUSTIERTER VS. ADJUSTIERTER KONTRAKT.

Die Abbildung zeigt oben den normalen, unadjustierten Chart des Terminkontrakts inklusive Rollover Gaps. Unten dargestellt ist der adjustierte Chart, der um Gaps bereinigt wurde. Während oben ein Ausbruch auf der Long-Seite sowie ein anschließender Aufwärtstrend suggeriert wird, handelt es sich in Realität um einen Abwärtstrendkanal (unterer Chart).

 

Ein genauer Blick auf den Verlauf beider Charts offenbart, wie unterschiedlich die jeweilige Schlussfolgerung für Trader oder Analysten ausfallen kann:

  • Während im oberen Chart zwischen Ende August und Anfang September offenbar ein Ausbruch und damit ein Long-Signal ausgelöst wurde, ist dieses Signal im adjustierten Kontrakt nicht vorhanden.
  • Auch die anschließende Trendrichtung verläuft entgegengesetzt: Der obere unadjustierte Chart suggeriert einen Aufwärtstrendkanal, während der bereinigte (adjustierte) Kontrakt aufgrund der letzten beiden Aufwärtsgaps in Wahrheit einen Abwärtstrendkanal anzeigt. Die dargestellte Problematik tritt auch bei der Durchführung von Backtests zutage. Rollover-Gaps, die nicht handelbar sind und deshalb keinerlei Aussagekraft für die Profitabilität einer Handelsposition haben, verfälschen schließlich die Ergebnisse.

 

 

ADJUSTIERTE TERMINKONTRAKTE SCHAFFEN ABHILFE.

SO FUNKTIONIERT DIE RÜCKWÄRTSADJUSTIERUNG.

Abhilfe schafft hierbei die adjustierte Darstellung des Preisverlaufs. Ziel ist es also, die durch den Kontraktwechsel hervorgerufenen Rollover-Gaps zu eliminieren und damit den tatsächlichen Kursverlauf anzuzeigen. Bei der am häufigsten verwendeten „Backward“-Methode werden die Kurse vor dem Rollover auf den nächsten Kontrakt adjustiert. Nach einem Kontraktwechsel werden die Kurse vorheriger Kontrakte also rückwirkend korrigiert.

BEISPIEL:
Notieren der Juni-Kontrakt zum Zeitpunkt des Rollover-Termins bei 100 und der September-Kontrakt bei 96 Punkten, so beträgt das Rollover-Gap minus 4 Punkte. Um dieses im adjustierten Endloskontrakt zu bereinigen, werden alle historischen Kurse
um 4 Einheiten nach unten korrigiert.
Das nachfolgende Schaubild stellt den Adjustierungsprozess schematisch dar. Auf der linken Seite ist ein Gap von 4 Punkten zu sehen, das beim Wechsel von einem Kontrakt in den nächsten auftritt. Auf der rechten Seite ist in rot der adjustierte Kontrakt zu sehen, der durch die Anpassung der historischen Kurse um 4 Punkte nach unten generiert wurde. Das „künstliche“ (nicht handelbare) Gap wurde damit eliminiert.

Jedes Mal, wenn ein Kontrakt ausläuft und in einen neuen gerollt wird, werden alle Kontrakte adjustiert. Achtung: Diese adjustierten Kurse entsprechen nicht den tatsächlich gehandelten Kursen in der Vergangenheit. Nur die Kurse des aktuellen Kontrakts entsprechen der Realität (Trading Reality).
Würde man alle Kontrakte ohne Adjustierung zu einem Endloskontrakt verketten, erhält man zwar die historisch korrekten Kurse, (Historical Price Reality), allerdings ist die Aussage des Charts aufgrund der vielen Rollover-Gaps verzerrt.

ABB. 03: FUNKTIONSWEISE DER BACKWARD ADJUSTMENT-METHODE.

Bei dieser Adjustierungsmethode werden Rollover-Gaps (linker Chart) durch die rückwirkende Anpassung historischer Kurse eliminiert. Das rechte Schaubild zeigt den Originalkontrakt in schwarz, den adjustierten Kontrakt in rot.

 

 

IN 5 SCHRITTEN ZUM ADJUSTIERTEN CHART.

RÜCKWÄRTSADJUSTIERUNG IN DER PRAXIS.

Tradesignal bietet mit einem Wizard eine ebenso komfortable wie flexible Lösung zur Erstellung adjustierter Endloskontrakte. Wir zeigen Ihnen nachfolgend Schritt für Schritt, wie einfach es mit Tradesignal ist, adjustierte Kontrakte zu erstellen. Als Beispiel dient dazu die eben vorgestellte Backwards Adjustment Methode.

SCHRITT 1:
Klicken Sie auf den Bereich „Wertpapiere“ und wählen dort „Neues Wertpapier“.

SCHRITT 2:
Klicken Sie anschließend beim Wertpapiertyp auf „Adjustierte Kontrakte“.

SCHRITT 3:
Geben Sie in der ersten Spalte das entsprechende Symbol Ihres Datenproviders für den gewünschten Future ein. Markieren Sie anschließend alle Einzelkontrakte, die Sie verwenden möchten. Hierbei genügt ein Klick auf „Quartale“ bzw. „Monate“.

SCHRITT 4:
Hierbei stehen zwei Varianten zur Festlegung des Rollover-Zeitpunkts zur Verfügung:
a. Entweder wird der Rollover zeitlich gesteuert, z. B. X Tage vor dem Verfallstag des Kontrakts b. oder in Abhängigkeit des Volumens bzw. des Open Interests, z. B. Rollover, wenn das Volumen des nächsten Kontrakts das des aktuellen übersteigt Im nachfolgenden Beispiel wird festgelegt, dass der alte Kontrakt einen Tag vor dem Verfallstag in den neuen Kontrakt gerollt wird.

SCHRITT 5:
Wählen Sie die Anpassungsmethode „Backward Adjustment“ und klicken Sie anschließend auf „Weiter“ und „Fertig“.

SCHRITT 6:
Klicken Sie auf „fertig“ und vergeben Sie einen Namen für den adjustierten Kontrakt.

Der erstellte adjustierte Kontrakt steht anschließend in dem von Ihnen definierten Wertpapierordner zur Verfügung und kann sofort für Backtests verwendet werden.

 

 

RICHTIG ADJUSTIEREN MIT TRADESIGNAL.

ANPASSUNG ADJUSTIERTER ENDLOSKONTRAKTE.

Die Erstellung adjustierter Endloskontrakte kann mit Tradesignal schnell und sicher umgesetzt werden. Durch die Bereinigung der Rollover-Gaps wird eine korrekte Analyse Ihrer Charts und Backtests gewährleistet. Auch werden Indikatoren jetzt korrekt dargestellt (keine Gaps bei RSI, MACD oder Moving Averages).

ÜBRIGENS:
Die genaue Definition eines Endloskontrakts lässt sich jederzeit nachsehen und bei
Bedarf auch anpassen. Hierzu genügt lediglich ein Klick auf das Tickersymbol mit der rechten Maustaste.

ABB. 04: BEARBEITUNG DER FUTURE-DEFINITION.

 

 

VOR- UND NACHTEILE VERSCHIEDENER METHODEN.

DIE WAHL DER ADJUSTIERUNGSMETHODE HÄNGT VOM HANDELSSTIL AB.

Jede Adjustierungsmethode hat ihre Vor- und Nachteile. So kann es bei der Anwendung der beschriebenen Backward Adjustment-Methode bei langen Zeitreihen zu negativen Kursen kommen. Dieses Merkmal tritt bei der proportionalen Adjustierung nicht auf. Die Anpassung wird hier prozentual durchgeführt, sodass ein konstantes Verhältnis zwischen allen Kursen der historischen Zeitreihe sichergestellt wird. Die Kehrseite der Medaille: Die Zeitreihen sind nur für Analysemethoden auf prozentualer Basis geeignet.

ABB. 05: VOR- UND NACHTEILE WICHTIGER ADJUSTIERUNGSMETHODEN.

 

Nach Abwägung der Vor- und Nachteile stellt sich die Frage, welche Methode die beste Option darstellt. Eine wissenschaftliche Studie (siehe Lesetipp) leistet eine gute Hilfestellung bei der Beantwortung der Frage:
Generell – so die Wissenschaftler – hängt die Wahl der Adjustierung von der Zeitebene und den Parametern der technischen Indikatoren ab …

  • Für Backtests im Intraday Trading empfiehlt sich in der Regel der Einsatz des unadjustierten Kontrakts.
  • Bei Backtests von Handelsstrategien auf Basis sehr langfristiger Zeiträume ist die Eliminierung der Rollover-Gaps zwingend notwendig. Hier empfiehlt sich die Proportional Adjustment Methode.
  • Für Handelsentscheidungen ist die Backward Adjustment-Methode vorzuziehen.

 

LESETIPP:
S. Masteika, A. V. Rutkauskas, J. A. Alexander
„Continuous Futures Data Series for Back Testing and Technical Analysis“

 

Für Fragen rund um Tradesignal stehen wir Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung. Wenn Sie noch kein Tradesignal-Kunde sind, stellen wir Ihnen auch gerne eine Testversion zur Verfügung.

Das war’s für heute. Take care, take profit und auf Wiedersehen.